Es war Frühling, als der Haiku-Dichter Minteisengan 1844 den Tod nahen fühlte.
Er fand das Bild für sein Sterbegedicht beim Blick in den Garten:
Fallt, Pflaumenblüten,
fallt – und lasst zurück
die Erinnerung an euren Duft.
Wer so stirbt, begreift sich als Teil der Natur; sein eigenes Kommen und Gehen ist
nicht wichtiger als das Fallen der Blüten und das Schmelzen des Schnees. Yoel Hoffmann,
Professor für asiatische Philosophie an der Universität Haifa, hat Sterbegedichte von
Zen-Mönchen und Haiku-Dichtern gesammelt; in einem kundigen Vorwort erzählt er von der
japanischen Tradition des Sterbegedichts, die sich bis ins Jahr 712 zurückführen lässt.
Diese Gedichte – sensibel übersetzt von Munish B. Schiekel – sind voller Leichtigkeit
und geistiger Freiheit.
Er scheint auf
so leicht, wie er verblasst;
der Leuchtkäfer.
schreibt die Dichterin Chine.
Und wer möchte nicht einst sterben können wie Bainen, der seinen Lieben zuruft:
In meine Welt ist jetzt
der Frühling gekommen:
Lebt wohl!
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