Joel Hoffmann,
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Nachdem schon soviel Literatur über die Sterbelehren der Tibeter erschienen ist, erfahren wir aus diesem auf den ersten Blick unscheinbaren Büchlein eine ganze Menge über den Umgang japanischer Zen-Meister mit dem Tod. Dies ist vor allem der ausführlichen Einführung (41 Seiten) von Yoel Hoffmann zu verdanken, in der er die japanischen Vorstellungen und Praktiken bezüglich des Todes zusammenfasst, einschließlich der ihr zugrunde liegenden Naturmystik oder dem typisch japanischen Harakiri und Kamikaze-Phänomen der Selbsttötung aus religiösen Motiven. Dies erklärt manches von der Radikalität der Todesgedichte, die oft von einer kompromisslosen Selbstaufgabe und Loslösung von allem Festhalten gekennzeichnet sind, wobei teilweise ein feiner Humor anklingt, der angesichts des unmittelbar bevorstehenden Todes bemerkenswert ist. Zuerst kommen, immer in alphabetischer Reihenfolge ihrer Namen, große Zen-Mönche und Meister über die Jahrhunderte zu Wort, anschließend Haiku-Dichter. Die meisten sind mit kurzen Kommentaren des Autors versehen, die Haiku-Verse auch mit einer japanischen Version in Lautschrift ausgestattet. Hier einige Beispiele: So schrieb der Zen-Meister Bassui Tokusho, von dem es heißt, dass er mit ungefähr 31 Jahren durch das Rauschen des Wassers in einem Bach erleuchtet wurde, bei seinem Tod im Jahre 1387:
Schau direkt vor dich. Was ist da? -
Ein ganzes Leben lang habe ich mein Schwert geschärft,
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Auf einer Reise, krank:
Das Buch vermittelt aber auch, anders als z.B. die tibetischen Sterbelehren, dass man es sich nicht zu schwer machen sollte. Es scheint vor allem auf die Loslösung, die Einfachheit und sogar auf Witz/Humor anzukommen. Eine lohnende Lektüre, die dem Thema 'buddhistische Sterbevorbereitung' einiges von der Idee nimmt, es ginge darum, zum Zeitpunkt des Sterbens komplizierte Techniken erinnern und zelebrieren zu können oder gar dies tun zu müssen, um sich in einen glückseligeren Zustand zu befreien. So klingt auch kaum Angst vor dem 'Danach' aus irgendeinem der Verse. Vielmehr scheint es darum zu gehen, das Spiel von Leben und Tod einfach zu verstehen als das, was es ist und es als einen natürlichen Vorgang zu betrachten, dem man sich anvertrauen und sowieso nicht entziehen kann. |
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