Bild: Hongzhi 1.Aufl. Bild: Hongzhi 2.Aufl.
Das Kultivieren des Leeren Feldes -
Praxisanleitungen zur Schweigenden Erleuchtung,
von Zen-Meister Hongzhi Zhengjue
(Wanshi Shogaku, 1091-1157)
 
1. Auflage:
Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg/Leimen, 2009,
ISBN: 978-3-932337-27-7, € 13.80.
 
Das Kultivieren des Leeren Feldes -
Praxisanleitungen zur Schweigenden Erleuchtung,
von Zen-Meister Hongzhi Zhengjue
(Wanshi Shogaku, 1091-1157)
 
2. Auflage:
edition steinrich, Berlin, 2025,
ISBN: 978-3-942085-85-4, € 24.00.
 

Chan-Meister Hongzhi Zhengjue
(jap. Wanshi Shogaku, 1091-1157),
 
Das Kultivieren des Leeren Feldes -
Praxisanleitungen zur Schweigenden Erleuchtung.
 

Übertragung von Praxisanleitungen und Gedichten von Chan-Meister Hongzhi Zhengjue aus dem Chinesischen ins Amerikanische und mit einer ausführlichen Einleitung versehen:
     Cultivating the Empty Field -
     The Silent Illumination of Zen Master Hongzhi,
     Taigen Dan Leighton unter Mitwirkung von Prof. Yi Wu,
     Tuttle Pub., Boston, 2000.
 
Mit einem Vorwort von: Tenshin Reb Anderson.
 
Taigen Dan Leighton ist ordinierter Zen-Priester und Dharmanachfolger in der Zen-Linie von Shunryu Suzuki Roshi. Er arbeitet als Übersetzer und Autor über Zen-Buddhismus und lehrt an verschiedenen Hochschulen der USA. Außerdem hat er verschiedene Meditationsgruppen begründet und in Sozialprojekten des 'Engagierten Buddhismus' mitgearbeitet.
 
Übertragung ins Deutsche von: Munish B. Schiekel.

 

 
Der chinesische Chan-Meister Hongzhi Zhengjue (宏智正覺, jap. Wanshi Shōgaku, 1091-1157) ist einer der bedeutendsten Meister der Caodong-Chan-Tradition (曹洞宗, jap. Sōtō-Tradition). Im Jahr 1129 nahm Hongzhi eine Einladung an, im Jingde-Kloster auf dem Tiantong-Berg in der Provinz Ming (dem heutigen Zhejiang) zu lehren. Als Hongzhi dort ankam, war das Jingde-Kloster klein und baufällig. Unter Hongzhis Leitung wurde der Tempel wiederaufgebaut und beherbergte schließlich zwölfhundert Mönche. Hongzhi war umfassend gebildet und vertraut mit der buddhistischen und allgemeinen chinesischen Überlieferung. Davon zeugt etwa die Zusammenstellung und Kommentierung alter Gōng-àn (jap. Kōan, Zen-Dialoge) in seinem Buch Aufzeichnungen aus der Klause der Gelassenheit (Congrong Lu, jap. Shōyōroku) - siehe etwa die schöne Übersetzung und Kommentierung von Dietrich Roloff, (Windpferd-Verlag, 2008).
 
In seinen Belehrungen und Gedichten legte Hongzhi den Schwerpunkt auf die Erläuterung der Meditation des heiter gelassenen Widerspiegelns, oder auch schweigende Erleuchtung genannt (默照禪, mò zhào chán, jap. moku shō zen, engl. serene/silent reflection contemplation).
 
Im Herbst 1157 verließ Hongzhi zum ersten Mal seit fast dreißig Jahren den Tiantong-Berg für eine Reise. Er besuchte örtliche militärische Kommandeure, staatliche Beamte und Laienförderer, um sich zu verabschieden und ihnen für ihre Unterstützung zu danken. Am 10. November kehrte er zum Jingde Tempel zurück. Am nächsten Morgen badete er, zog frische Roben an und ging in die Dharmahalle, wo er für seine Mönche eine Abschiedsrede hielt. Er bat den ihm aufwartenden Mönch um einen Pinsel und schrieb einen Brief an seinen Kollegen und gelegentlichen Kritiker, den Chan-Lehrer Dahui Zonggao (1089-1163), worin er ihn bat, die Verantwortung für den Jingde Tempel zu übernehmen. Dann schrieb Hongzhi:

Träume der Illusionen, Blumen der Fantasie -
Siebenundsechzig Jahre.
Ein weißer Vogel verschwindet im Nebel,
Die Wasser des Herbstes verschmelzen mit dem Himmel.

Dann schied er, in der formalen Meditationshaltung sitzend, aus diesem Leben.
 

 
„Leer und wunschlos, kalt und kahl, schlicht und wahrhaftig, dies ist die Weise, wie wir die verbliebenen Gewohnheiten vieler Leben überwinden und zusammenfalten können. Wenn die Befleckungen alter Gewohnheiten erschöpft sind, erscheint das ursprüngliche Licht, strahlt auf in deinem Schädel, ohne daß noch etwas anderes daneben wäre. Weit und geräumig, gleichwie im Herbst Himmel und Wasser verschmelzen, gleichwie Schnee und Mond dieselbe Farbe zeigen, so ist dieses Feld ohne Grenze, jenseits jeder Richtung, eine strahlende Einheit ohne Ecke und Naht. Und wenn du dich dann nach innen wendest und alles vollkommen losläßt, ereignet sich die Verwirklichung. Genau in diesem Augenblick der völligen Loslösung sind alle Überlegungen und inneren Dialoge tausend oder gar zehntausend Meilen entfernt. Und doch ist kein Prinzip erkennbar, worauf könnte man also zeigen, oder was erklären? Menschen, denen der Boden aus dem Eimer gefallen ist, finden vollkommenes Vertrauen. Daher werden wir gelehrt, einfach die wechselseitige Bedingtheit zu erkennen und zu erforschen, und schließlich uns wieder umzudrehen und in die Welt zu gehen. Wandere dahin und spiele in Samādhi. Jedes Detail erscheint völlig klar vor dir. Klang und Form, Echo und Schatten erscheinen augenblicklich und ohne Spuren zu hinterlassen.“
 
                                                Hongzhi, Praxisanweisungen.
 

 

Schweigend und heiter gelassen, alle Worte vergessen,
      erscheint die strahlende Klarheit vor dir.
Wenn du es widerspiegelst, wirst du weit ohne Grenzen,
      wo du es verkörperst, wirst du geistig emporgehoben.
Geistig zurückgezogen und strahlend
      bringt die innere Erleuchtung die Wunder zurück,
Tau im Mondlicht, ein Sternenstrom,
      schneebedeckte Föhren, die Wolken um den Berggipfel.

                     Hongzhi, Hinweis zur Schweigenden Erleuchtung.
 

 
Hier noch ein kleines privates Nachwort als ein Beispiel für 'bedingtes Entstehen' (paṭiccasamuppāda) dieses Buches in deutscher Sprache.
Zu Beginn der 1980'er Jahre habe ich in der Karma Kagyu Schule unter dem verehrten Lama Kyabje Chime Rinpoche die Meditation von Mahamudra kennen gelernt und lieben gelernt. Im Zuge meiner Mahamudra-Studien habe ich das kleine Büchlein von Garma C.C. Chang mit dem Titel Mahamudra-Fibel (Octopus Verlag, Wien, 1979) entdeckt, das sich für mich als sehr hilfreich erwiesen hat. Chang zitiert hier die bekannten wichtigen Lehrgedichte zu Mahamudra von Tilopa, Naropa, Maitripa und Milarepa, zusammen mit bedeutsamen Hinweisen seines tibetischen Lehrers Gangkar Rinpoche (Lama Kong Ka).
Gleichzeitig weist Chang aber auch auf die enge innere Verbindung von Mahamudra zum chinesischen Chan in der Form der Meditation des 'mò zhào chán' (默照禪), des 'heiter-gelassenen Widerspiegelns', hin und zitiert dazu Auszüge des bedeutenden Lehrgedichtes von Chan-Meister Hongzhi Zhengjue (宏智正覺, jap. Wanshi Shōgaku, 1091-1157) mit dem Titel 'Anmerkungen zum heiter gelassenen Widerspiegeln' (S. 25-26). Ich habe dieses Gedichtzeilen wieder und wieder gelesen und kontempliert und verspürte schon damals den Wunsch, mehr von Chan-Meister Hongzhi lesen und lernen zu dürfen. Wie groß war daher meine Freude, als ich Anfang der 2000'er Jahre in der Email-Liste internationaler Buddhologen 'h-buddhism' auf die Hongzhi-Übersetzung von Taigen Dan Leighton aufmerksam wurde. Zunächst ging meine Übersetzung zügig und freudvoll voran, doch dann begann 2007 für mich eine Krankheit mit einer sehr schweren Fatigue. So konnte ich nur noch sehr, sehr langsam an der Hongzhi-Übertragung arbeiten, aber das Wort des Ehrwürdigen Maha Ghosananda "Langsam, langsam, Schritt für Schritt, jeder Schritt ist ein Gebet" war mir eine große Inspiration und Hilfe dieses Projekt zu vollenden. Schön an dieser Arbeit war auch, daß Taigen Dan Leighton mich sehr freundlich unterstützt hat und immer offen für meine vielen Fragen war.
Und schließlich war ich sehr dankbar darüber, daß ich in Werner Kristkeitz einen verständnisvollen und mich aktiv unterstützenden Verleger gefunden hatte und wir das Buch im Jahr 2009 veröffentlichen konnten.
 
Aber, alle Dinge sind vergänglich - und so war vor einigen Jahren die Auflage ausverkauft und eine Neuauflage im Verlag Kritzkeitz nicht realisierbar. Auch fand ich keinen andereren Verlag für das Hongzhi-Manuskript. Nun gibt es aber in diesem Hongzhi-Buch zwei Gedichte von Chan-Meister Shitou und zwei Gedichte von Chan-Meister Hongzhi, die mir sehr wichtig für ernsthaft Übende des Chan/Zen erscheinen und die ich gerne allen Interessierten zur Verfügung stellen wollte. Also habe ich mich ein wenig mit der Suchfunktion des buddhistischen Kanons Taishō Shinshū Daizōkyō im Internet vertraut gemacht, dort die gesuchten Gedichte gefunden und diese direkt aus dem Chinesischen übersetzt:
Und zu guter letzt hat sich mit Ursula Kogetsu Richard eine Verlegerin gefunden, die sowohl eine langjährige Verlegerin buddhistischer Literatur, als auch selbst eine langjährige Zen-Praktizierende ist und nun eine wunderbare Neuauflage der Übersetzung von Taigen Dan Leightons schönem Hongzhi-Buch realisiert hat.
Dafür bin ich zutiefst dankbar!
 
Meine große Dankbarkeit gilt aber nicht zuletzt auch Prof. Chengji Zhang (1920-1988). Sein Name schreibt sich in der Wade-Giles phonetischen Umschrift: Ch'eng-chi Chang. Es handelt sich also um den Autor Garma C.C. Chang der oben beschriebenen Mahamudra-Fibel. Prof. Zhang war ein bedeutender buddhistischer Gelehrter und er war als Philosoph ein Spezialist der buddhistischen Huayen-Philosophie, wie sie im Avatamsaka-Sutra überliefert ist. Er lebte und lehrte seit 1950 an US-amerikanischen Hochschulen. Es ist mir gelungen Kontakt mit der Familie Zhang in den USA aufzunehmen und mit ihrer Unterstützung einen würdigenden Beitrag über Prof. Zhang zu verfassen und in der deutschen und in der englischen Wikipedia zu publizieren. Mit einer tiefen Verbeugung und in Dankbarkeit - m.b.s.

 

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