Herbert Guenther,
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Im März 2006 verstarb Prof. emeritus Herbert V. Guenther friedlich nach einer langen und schweren Krankheit in Saskatoon, Kanada. Guenther war einer der bedeutendsten westlichen Buddhologen und Tibetologen und ist bekannt für die Quantität und Qualität seiner Übersetzungen und Studien. Das hier vorgestellte neue Buch enthält 8 Essays aus den Jahren 1994-2002 zu Fragen um Padmasambhava und die früheste tibetische Überlieferung. Herbert Guenther und seine Frau Ilse haben die ursprünglich englischen Texte ins Deutsche übertragen. Guenthers Ansatz ist es, von einer in die Tiefe gehenden hermeneutischen Untersuchung der verschiedenen tibetischen Fachausdrücke, diese alten und sehr schwer zugänglichen Texte für uns lesbar zu machen und Verbindungen zu westlichen philosophischen Sichten, etwa zu Heidegger, herzustellen. Dabei geht es ihm immer darum, diese alten Schätze des menschlichen Geistes aus der kulturellen Ferne und einer gewissen dogmatischen Erstarrung hervorzuholen und ihre lebendige Dynamik und Universalität aufzuzeigen. Der erste Satz des ersten Essays mit dem Thema 'Selbsterkenntnis als Selbsterfüllung' drückt präzise das Thema des ganzen Buches aus: „Die unteilbare Ganzheit und ihre Verbindung mit dem Menschen sind die immer wiederkehrenden Themen des buddhistischen prozessorientierten und im Erleben verwurzelten Denkens, das rDzogs-chen genannt wird.“ Aus meiner Sicht handelt es sich jedoch, trotz der guten Erklärungen Guenthers, um ein schwieriges Buch, das seinen Leserinnen und Lesern einiges abverlangt und für dessen Lektüre ein akademischer Hintergrund sicher nicht von Nachteil ist. Guenther sorgfältig zu studieren und von ihm zu lernen, heißt aber auch seine mitunter etwas radikale Sichtweise zu hinterfragen. Wollen wir ihm wirklich folgen, wenn er z.B. rigpa durchgängig mit 'überbewusste ekstatische Intensität' überträgt, oder im Essay 'Der Lama – Vom Wahren Wert bis zur Theatralik', unfreundliche und in meinen Augen unzutreffende Worte über den amerikanischen Nyingma Lama Surya Das findet? Viele weitere Fragen stellen sich beim Lesen ein, und Guenther würde sich sicher freuen, wenn sein Buch zum eigenständigen Nachdenken und kritischen Dialog anregt.
Peter Gäng und dem Buddhistischen Studienverlag gehören großer Dank für das sorgfältige
Lektorieren und die Herausgabe dieses bedeutenden Buches.
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