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Rick Fields, FUCK YOU, KREBS & Andere Gedichte, Sadhana Verlag, Berlin, 2002, ISBN: 3-922610-08-0. EUR 8,00, bzw. EUR 10,00 mit Versand durch: M.B. Schiekel, Email: mb.schiekel@arcor.de .
Deutsche Übertragung von Munish B. Schiekel. |
Rick Fields,
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Rick Fields (16.05.1942 - 06.06.1999) war wohl in den letzten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts einer der bekanntesten buddhistischen Schriftsteller in den USA und ein von vielen Menschen wertgeschätzter buddhistischer Praktizierender und liebenswerter Freund. Aber er war nicht nur ein bedeutender Schriftsteller, sondern auch ein verantwortungsvoller Herausgeber, kritischer Journalist, abenteuerlustiger Dharma-Hippie, überragender Geschichtenerzähler und, wie insbesondere seine Gedichte in Fuck You, Cancer & Other Poems zeigen, ein sensibler und wacher Mensch mit einem offenen Herzen. Nicht umsonst hat Rick seinen Gedichten in diesem Büchlein ein kleines Haiku des japanischen Dichters Issa vorangestellt, denn Issa ist ja unter buddhistischen Praktizierenden berühmt für seinen Weg der vollkommenen Offenheit und tiefen Warmherzigkeit inmitten des allergrößten Leidens in dieser vergänglichen Welt. Rick Fields wurde 1942 als Frederick Douglas Fields geboren und verbrachte seine Kindheit in New York City. In seiner High-School Zeit spielte Sport für ihn eine große Rolle und er war ein erfolgreicher Leichtathlet und Läufer. 1964 wurde er als Student aus der Harvard University herausgeworfen, da bekannt wurde, daß er am Wochenende außerhalb des Campus mit einer Radcliffe Studentin geschlafen hatte - der Dekan begründete damals die Relegation von Rick mit der Meinung: "Rick Fields ist eine Gefahr für die westliche Kultur." Folgerichtig wandte Rick sich also der amerikanischen Protest-Kultur um die Beat-Bewegung zu und lernte in New York Allen Ginsberg und Gary Snyder kennen, mit denen ihn bald eine lebenslange Freundschaft verband. Kurz darauf zog er nach Kalifornien und begann in den Zen-Zentren von San Francisco und Los Angeles unter der Anleitung von Shunryu Suzuki Roshi und Taizan Maezumi Roshi mit der Zen-Meditation und dem Studium des Zen-Buddhismus. 1973 lernte Rick den tibetischen Meister Chögyam Trungpa Rinpoche kennen und lieben, und obwohl er auch noch bei anderen Lehrern der tibetischen Kagyu- und Nyingma-Tradition studierte, blieben doch Trungpa Rinpoche und später der Nyingma-Meister Chatral Rinpoche seine wichtigsten buddhistischen Lehrer. 1971 erschien Ricks erste Veröffentlichung mit einem Aufsatz im Whole Earth Catalog. Dann half Rick, zusammen mit vielen anderen, beim Aufbau des Naropa Institute in Boulder, der von Trungpa Rinpoche gegründeten ersten buddhistischen Universität im Westen. Dort lehrte er einige Jahre lang als Dozent zusammen mit Allen Ginsberg über Lyrik, kreatives Schreiben und Journalismus und dort initiierte Rick Loka, das Journal des Naropa Institute. Bereits in dieser frühen Zeit als Herausgeber von Loka zeigte sich sein unverwechselbarer Stil: eklektisch und doch Harvard-geschult wissenschaftlich exakt, voller Hingabe und doch respektlos kritisch, die Tradition wertschätzend und doch außerordentlich innovativ. In vielen Folgeprojekten, in denen er als Redakteur oder Herausgeber arbeitete, wie Zero, Vajradhatu Sun, aus dem das heutige Shambhala Sun entstand, New Age Journal, Tricycle, Yoga Journal, u. a., kultivierte und verfeinerte er diesen Stil weiter und kreierte damit eigentlich den neuen Typus des buddhistischen Journalismus.
1981 erschien Ricks erstes Buch: How the Swans came to the Lake: A
Narrative History of Buddhism in America. Diese Darstellung der
Geschichte des amerikanischen Buddhismus ist ein in vieler Hinsicht
außergewöhnliches Werk, das schnell zu einem Klassiker wurde,
immer neue Auflagen erfuhr und so die Selbstreflektion und das
Selbstverständnis einer ganzen Generation amerikanischer Buddhisten
geprägt hat. Ebenfalls zu Ricks Zen-Publikationen gehört der 1996 in Zusammenarbeit mit Bernard Glassman Roshi erschienene Bestseller Instructions to the Cook: A Zen Master's Lessons in Living a Life That Matters. Dieses Buch erschien 1997 auch auf deutsch unter dem Titel Anweisungen für den Koch. Rick hatte sein ganzes Leben lang ein großes Interesse an Menschen, die wirklich aufrichtig mit all ihren Emotionen umgingen und die die Liebe über gesellschaftliche Konventionen stellten, auch wenn sie damit häufig in Konflikt zum herrschenden politischen und religiösen Establishment gerieten. So ist es also keineswegs ein Zufall, daß er zusammen mit Brian Cutillo und Mayumi Oda begeistert an der Übersetzung und Herausgabe der Liebesgedichte des VI. Dalai Lama: The Turquoise Bee: Lovesongs of the Sixth Dalai Lama mitarbeitete. Trungpa Rinpoche machte bei seiner Lehrtätigkeit in den USA die Erfahrung, daß manche Menschen, die eigentlich an einem spirituellen Weg des Erwachens interessiert waren, mit der Sprache und Symbolik des tibetischen Buddhismus nicht zurechtkamen, oder einfach innere Widerstände dagegen hatten, 'Buddhisten' zu werden. Deshalb entwickelte Trungpa Rinpoche als zusätzlichen Studienweg neben der klassischen Ausbildung im tibetischen Buddhismus sein Shambhala-Training, das viele der ursprünglich buddhistischen Meditationen und Einsichten nun in einem 'weltanschaulich neutralen' Rahmen anbot. Dieser 'heilige Pfad des spirituellen Kriegers' sprach zunächst insbesondere Menschen an, für welche Castaneda, die indianischen Religionen, oder die ostasiatischen Kampfkünste der Ausgangspunkt ihrer spirituellen Suche gewesen war, doch im Laufe der Jahre entwickelte sich das Shambhala-Training aus diesen Anfängen zu einem höchst kreativen und eigenständigen spirituellen Weg. Die Grundlagen dieses Weges legte Trungpa Rinpoche in seinem 1984 erschienenen Buch Shambhala, The Sacred Path of the Warrior (deutsch: Das Buch vom meditativen Leben, 1987). Der Weg der indianischen Religionen und die Symbolik des 'spirituellen Kriegers' waren auch für Rick sehr bedeutsam, und so veröffentlichte er 1991 sein Buch Code of the Warrior und engagierte sich 1994 als Herausgeber für den Sammelband The Awakened Warrior: Living With Courage, Compassion & Discipline. Nachdem Rick 1995 über eine längere Zeit von einem chronischen Husten gequält wurde und dann schließlich noch ein harter Lymphknoten auftrat, entdeckten die Ärzte bei ihm ein metastasiertes Lungencarcinom im Stadium IV und gaben ihm noch etwa 6 Monate Lebenszeit. Rick hatte sich als Student des tibetischen Buddhismus schon mehrfach in seinem Leben mit den tibetischen Bardo-Lehren beschäftigt, aber jetzt bekamen diese Fragen eine existentielle Dringlichkeit. Rick machte, wie viele andere unheilbar kranke Menschen, die schmerzliche Erfahrung der Einsamkeit in der Krankheit, da viele 'gesunde' Menschen sich in die Welt der Kranken nicht wirklich einfühlen können oder wollen. Rick beschrieb seine Einsichten dazu in einem Artikel im Yoga Journal mit dem Titel: The Bardo of Dying. Dort sagt er, daß der Bardo des Sterbens bereits mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit beginnt, mit dem plötzlichen klaren Wissen: "Ah, hier bin ich." Und er schreibt von der inneren Verbundenheit jener Menschen, die den gleichen Bardo erleben, und wie andere Menschen in anderen Daseinsbereichen einfach anders wahrnehmen, anders denken, anders fühlen. Diese Bardo-Lehren, so fährt er fort: "beschreiben auch einen der allerparadoxesten Aspekte dieser Reise: ich habe mich nie besser auf den Tod vorbereitet gefühlt als jetzt und gleichzeitig habe ich nie mehr Leiden und auch mehr Durst und Hunger auf Leben und auch mehr Freude am Leben erfahren als jetzt." Die 1997 erstmals erschienene Gedichtsammlung Fuck You, Cancer & Other Poems beschreibt mit großer Aufrichtigkeit Ricks Erfahrungen und Einsichten in diesen Jahren der Krankheit. Als Mahayana-Buddhist war es Rick wichtig, all diese tiefen Dinge des Lebens mit anderen Menschen zu kommunizieren und zu teilen, um so mitzuhelfen, unser aller gemeinsames Leiden am Leben zu lindern und zu heilen. In diesem Sinne engagierte er sich auch in einer Meditations-Selbsthilfegruppe von Krebskranken und unterstützte die Okizu Foundation (8 Digital Drive, Ste. 102, Novato, CA 94949, USA), die regelmäßig Sommercamps für krebskranke Kinder und ihre Eltern durchführt. Vieles von dem, was Rick Fields gegeben und uns hinterlassen hat, wäre so nicht möglich gewesen, wenn er nicht in Marcia Cohen Fields eine ebenso treue wie mutige Gefährtin gehabt hätte. Im September 1998 haben Rick und Marcia in Berkeley geheiratet. In seiner Danksagung zu Fuck You, Cancer & Other Poems schreibt Rick:
Dieses Buch ist ein Geschenk Und das vorletzte Gedicht in diesem Büchlein lautet:
Diese Welt ist nicht mehr
©opyright Marcia Fields, with permission
Mögen diese Gedichte kranken wie gesunden Menschen vielleicht etwas Hoffnung und Inspiration auf ihrem persönlichen Weg vermitteln und so ein weniges zur Verminderung des Leidens in dieser Welt beitragen können.
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BIBLIOGRAPHIE
Rick Fields; Chop wood, carry water:
Lucy Beale, Rick Fields; The win/win way:
Rick Fields, Don Farber; Taking refuge in L.A.:
Rick Fields; The code of the warrior;
Rick Fields, Brian Cutillo, Mayumi Oda; The turquoise bee:
Rick Fields [editor]; The Awakened warrior:
Bernard Glassman, Rick Fields; Instructions to the cook:
Bernard Glassman, Rick Fields; Anweisungen für den Koch;
Rick Fields; Fuck You, Cancer & Other Poems;
Rick Fields; Fuck You, Krebs & Andere Gedichte; |
ANMERKUNGEN Issa: japanischer Haiku-Dichter (1763-1827). Die Hauptthemen seiner Gedichte sind Armut, Einsamkeit, Alter, Tod, aber auch eine innig empfundene Verbundenheit mit der Natur. Auf deutsch sind von Issa erschienen:
Issa, Mein Frühling (Ora-ga-haru),
Issa, Die letzten Tage meines Vaters (Chichi no shûen-nikki),
Krusche, Haiku,
Gary Snyder: geb. 1930 in San Francisco, einer
der bedeutendsten amerikanischen Dichter in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg
(Beat-Bewegung), studierte in Berkeley und in Japan ostasiatische Sprachen
und Kultur, mit besonderem Schwerpunkt Chan/Zen-Buddhismus und -Poesie.
Bergsteiger, Umwelt- und Friedens-Aktivist. Lebt auf seiner Ranch in den
Wäldern von Northwest-Pacific und lehrt an der University of California
in Davis. Sehr bekannte Gedichte, bzw. Gedicht-Bücher, von ihm sind:
Allen Ginsberg: 1926-1997, einer der bedeutendsten
amerikanischen Dichter in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg (Beat-Bewegung),
Friedensaktivist, Schüler der tibetischen Lamas Chögyam Trungpa
Rinpoche (s.o.) und Kyabje Gelek Rinpoche (s.u.), begründete
zusammen mit Anne Waldman die Poetry School am
Naropa Institute (der ersten
buddhistischen Universität der USA).
Shunryu Suzuki Roshi: 1905-1971, japanischer Zen-Meister der Sôtô-Schule, begann 1959 in San Francisco Zen zu lehren. Gründer des San Francisco Zen Center, der Green Gulch Farm und des Tassajara Zen Mountain Centers. Er war einer der einflußreichsten Zen-Meister seiner Zeit und insbesondere sein Buch Zen Mind, Beginner's Mind (dt. Zen Geist, Anfängergeist) gilt als Standardwerk für alle westlichen Buddhisten. Von Suzukis zahlreichen bedeutenden Schülern folgte ihm zunächst Richard Baker Roshi als Abt des San Francisco Zen Center nach.
Taizan Maezumi Roshi: 1931-1995, japanischer Zen-Meister, der die Übertragung der Sôtô-Schule, der Rinzai-Schule und der Sanbo-Kyôdan-Schule hielt. Er kam 1956 als Sôtô-Zen-Priester nach Los Angeles und gründete dort 1967 das Zen Center of Los Angeles und später zahlreiche weitere Zen-Zentren in den USA und in Europa, die in der White Plum Sangha zusammengeschlossen sind. 1976 gründete Maezumi Roshi das Kuroda Institute for the Study of Buddhism and Human Values, das sich wissenschaftlichen buddhistischen Studien und Konferenzen, sowie der Übersetzung und Herausgabe klassischer, ostasiatisch buddhistischer Werke widmet. Von Maezumis zahlreichen bedeutenden Schülern folgte ihm Bernard Tetsugen Glassman Roshi als Abt des Zen Center in Los Angeles und Leiter der White Plum Sangha nach.
Chögyam Trungpa Rinpoche: tibetischer Lama, geb. 1940 in Kham, Ost-Tibet, Abt der Surmang Klöster, 1958 als buddhistischer Mönch ordiniert, 1959 Fluch vor der chinesischen Armee, 1963 Spaulding Stipendiat in Oxford, Studium der vergleichenden Religionswissenschaften, Philosophie und Kunst, Ausbildung und Meister in der Sogetsu Ikebana-Schule, 1970 Gründung des tibetischen Klosters Karma Samye Ling in Schottland zusammen mit Lama Chime Rinpoche und Lama Akong Rinpoche, 1970 Rückgabe der Mönchsgelübde, Heirat mit Diana Phybus und Übersiedelung nach USA, Gründung der buddhistischen Zentren Karma Chöling Vermont, Karma Dzong Boulder und der ersten buddhistischen Universität in den USA, dem Naropa Institute in Boulder/Colorado. Später entstanden unter dem Dach der Shambhala-Organisation weltweit zahlreiche weitere Meditationszentren. Trungpa Rinpoche starb am 4.4.1987 in Halifax/Nova Scotia.
Kyabje Gelek Rinpoche: geb. 1939 in Lhasa, Tibet.
Er erhielt seine Ausbildung im Drepung Kloster und erwarb den Titel eines
Lharampa-Geshe (der höchste akademische Titel im tibetischen Buddhismus,
vergleichbar einem Dr. der Philosophie). 1959 floh er vor der chinesischen
Armee nach Indien, gab seine Mönchsgelübde zurück und praktizierte
als ein tantrischer Laien-Yogi. 1970 begann er auf Wunsch des Dalai Lama
im Westen, insbesondere in den USA, zu lehren. Neben seiner internationalen
Lehrtätigkeit war und ist Gelek Rinpoche als bedeutender buddhistischer
Gelehrter tätig und gab 170 Bände seltener, aus Tibet geretteter
Manuskripte heraus.
Bardo: Das tibetische Wort Bardo bezeichnet
zunächst einmal ganz allgemein einen 'Zwischenzustand'. Nach
dem Glauben der tibetischen Buddhisten wandert der Geist eines Verstorbenen
für einen maximal 49 Tage währenden Zeitraum durch einen
'Zwischenzustand' und erfährt dort, durch Gier, Haß
und Unwissenheit bedingt, eine Reihe intensiver, zum Teil schreckenserregender
Visionen, bevor er wieder in ein gerade neu entstehendes Lebewesen eintritt.
Diese Bardo-Lehren werden sehr detailliert beschrieben im Tibetischen Totenbuch,
und für westliche Leser leichter zugänglich in
Sogyal Rinpoches Buch:
Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben. |
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