Die Herzessenz der Grossen Meister
 

Eine Girlande grundlegender Hinweise für Schüler

von

S.H. Dudjom Rinpoche
Yigdral Yeshe Dorje

niedergeschrieben 1924 in Lhasa

 

Der englische Text findet sich unter:
http://www.dharma-media.org/media/nyingma/dudjom/
dodjum-A_Garland_of_Essential_Points.pdf
,

©opyright der Tibetisch-Englisch Übersetzung:

1998, Bhakka Tulku Rinpoche & Constance Wilkinson (dawa_at_cape.com).

©opyright der Englisch-Deutsch Übersetzung
2003, M.B. Schiekel (mb.schiekel_at_arcor.de), D-89073 Ulm.

 
Im Jahre 1992 schenkte mir mein Dharmafreund Lama Surya Das eine englische Kopie des Textes "Die Herzessenz der Grossen Meister" von Dudjom Rinpoche und seither habe ich diesen Text immer wieder gelesen und kontempliert. In den vergangenen Jahren habe ich für mich zwei deutsche Übersetzungen angefertigt, von denen ich die letzte Version jetzt interessierten buddhistischen Praktizierenden zur Verfügung stellen möchte.

Ein ganz herzlicher Dank geht an die amerikanischen Übersetzerin:
Constance Wilkinson, Shang Shung Institute, Conway, MA., USA,
sowohl für Ihre Arbeit an der tibetisch-englischen Übersetzung dieses Textes, als auch für die freundliche Erlaubnis der Publikation dieser deutschen Übertragung.

Der Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung von Constance Wilkinson und deutschem Übersetzer.

Eine ältere Tibetisch-Englisch Übersetzung dieses Textes von Yeshe Nyingpo Publications (1980, New York City, die Rechte liegen bei Editions Padmakara, Laugeral, F-24290 Saint-Léon sur Vézère: http://www.padmakara.org/), die sich von der hier verwendeten englischen Übersetzung teilweise unterscheidet, wurde gelegentlich vergleichend bei dieser deutschen Übersetzung herangezogen.

                                                                     Ulm, August 2003, M.B.S.

 

 
  1. Kostbarster und freundlichster Wurzel-Guru,
    Herr des Mandala, einzig unfehlbare und dauerhafte Zuflucht,
    Halte mich mit Deinem Mitgefühl!
    Ich sorge nur für dieses Leben und ignoriere den Tod,
    So verschwende ich diese freie und kostbare menschliche Geburt.

  2. Dieses vergängliche menschliche Leben ist wie ein Traum -
    Möge es glücklich sein, oder traurig.
    Ohne nach Freuden zu verlangen oder Kummer zu fliehen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  3. Dieses menschliche Leben ist wie ein Kerzenlicht im Wind -
    Möge es lang währen, oder kurz.
    Ohne den festen Griff des Ich zu verstärken,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  4. Ein Leben im Luxus ist wie ein bezauberndes Traumbild -
    Möge es sich ergeben, oder nicht.
    Indem ich die acht weltlichen Dharmas wie Spreu wegwerfe,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  5. Dieses ganze Gefolge ist wie ein Vogelschwarm in einem Baum -
    Möge es um mich versammelt sein, oder nicht.
    Ohne mich von anderen an der Nase führen zu lassen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren

  6. Dieser illusorische Körper ist wie ein verfallendes hundertjähriges Haus -
    Möge er dauern, oder in Staub zerfallen.
    Ohne mich in Bemühungen um Nahrung, Kleidung oder Medizin
         zu verstricken,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  7. Dieses religiöse Verhalten ist wie ein Kinderspiel -
    Möge es weitergehen, oder aufhören.
    Ohne mich selbst mit Dingen zu betrügen, die nicht wirklich zählen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  8. Diese Götter und Dämonen sind wie die Bilder eines Spiegels -
    Mögen sie hilfreich sein, oder schädlich.
    Ohne meine eigenen täuschenden Visionen als Feinde anzusehen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  9. All dies konfuse Gerede ist wie ein spurloses Echo -
    Möge es interessant sein, oder nicht.
    Indem ich die drei Juwelen und meinen eigenen Geist als Zeugen nehme,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  10. In der Zeit wirklicher Not erweisen sich viele Dinge
         als so nutzlos wie ein Hirschgeweih -
    Möge ich diese Dinge kennen, oder nicht.
    Ohne mein Vertrauen nur in die Wissenschaften und Künste zu setzen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  11. Diese Geschenke und Spenden der Gläubigen sind wie ein tödliches Gift -
    Möge ich sie erhalten, oder nicht.
    Ohne mein Leben damit zu vergeuden,
         unheilsam erworbene Einkünfte anzuhäufen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  12. Diese angesehene Stellung ist wie in Satin eingewickelter Hundekot -
    Möge ich sie erlangen, oder nicht.
    Indem ich meiner eigenen Verdorbenheit klar gewahr bin,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  13. Freunde und Familie sind wie Reisende,
         die zu einem Fest zusammenkommen -
    Mögen sie boshaft sein, oder liebevoll.
    Indem ich die festen Fesseln des Anhaftens
         in meinem Herzen abschneide,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  14. All dieser Besitz ist wie ein im Traum gefundener Reichtum -
    Möge ich ihn besitzen, oder nicht.
    Ohne anderen mit Höflichkeiten und Schmeicheleien
         den Kopf zu verdrehen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  15. Dieser Rang in der Hierarchie
         ist wie das Hocken eines kleinen Vogels auf einem Ast -
    Möge er hoch sein, oder niedrig.
    Ohne mich durch das Verlangen
         nach einer besseren Position unglücklich zu machen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  16. Diese schwarzmagischen Kräfte sind wie tödliche Waffen -
    Möge ich sie beherrschen, oder nicht.
    Ohne das Messer zu kaufen, das meine eigene Kehle durchschneidet,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  17. Diese Rezitationen sind wie das "OM Mani Padme HUM" eines Papageien -
    Möge ich sie ausführen, oder nicht.
    Ohne mich meiner Praxis zu rühmen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  18. Diese Dharmabelehrungen sind wie ein rauschender Strom -
    Möge ich ein Experte darin sein, oder nicht.
    Ohne bloße Sprachgewandtheit für das Dharma zu halten,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  19. Dieser schnell urteilende Intellekt ist wie ein grabendes Schwein -
    Möge er scharf sein, oder stumpf.
    Ohne die Stacheln von sinnlosem Ärger und Anhaftung
         aufsteigen zu lassen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  20. Diese Meditationserfahrungen des Yogi
         sind wie Brunnenwasser im Sommer -
    Mögen sie zunehmen, oder abnehmen.
    Ohne wie ein Kind den Regenbögen nachzujagen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  21. Diese reine Wahrnehmung ist wie Regen auf einem Berggipfel -
    Möge sie erscheinen, oder nicht.
    Ohne illusorische Erfahrungen für wirklich zu halten,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  22. Diese Freiheiten und günstigen Bedingungen
         sind wie ein wunscherfüllendes Juwel -
    Wenn sie fehlen, so gibt es keinen Weg
         das heilige Dharma zu verwirklichen.
    Ohne die Dinge wegzuwerfen, die mir zur Verfügung stehen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  23. Der ehrwürdige Guru ist wie ein Licht, das den Weg der Befreiung erhellt -
    Wenn ich ihm nicht begegne,
         so gibt es keinen Weg die wahre Natur zu verwirklichen.
    Ohne in den Abgrund zu springen,
         wo ich doch den zu gehenden Weg kenne,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  24. Das heilige Dharma ist wie ein Heilmittel, das die Krankheit beseitigt -
    Wenn ich es nicht höre, so gibt es keinen Weg zu entscheiden,
         was ich tun und was ich lassen sollte.
    Ohne Gift zu schlucken,
         wo ich doch Wohl und Wehe unterscheiden kann,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  25. Der Wechsel von Glück und Leid ist wie der Wechsel der Jahreszeiten,
    Wenn dies nicht gesehen wird,
         so gibt es keinen Weg Entsagung zu entwickeln.
    Da mir mit Sicherheit eine Zeit des Leidens begegnen wird,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  26. Samsara ist wie das Versinken eines Steins im Wasser -
    Wenn ich da jetzt nicht herauskomme, dann auch später nicht.
    Indem ich mich selbst an der Rettungsleine
         der mitfühlenden Drei Juwelen herausziehe,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  27. Die guten Qualitäten der Befreiung sind wie eine Insel voller Juwelen -
    Wenn diese nicht erkannt werden,
         so gibt es keinen Weg Bemühen zu entwickeln.
    Indem ich den Vorteil eines dauerhaften Sieges erkenne,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  28. Die Lebensgeschichten der großen Meister
         sind wie die Essenz von Amrita -
    Wenn sie nicht bekannt sind,
         so gibt es keinen Weg Vertrauen zu entwickeln.
    Ohne die Selbstzerstörung zu wählen,
         wo ich doch zwischen Gewinn und Verlust unterscheiden kann,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  29. Bodhicitta ist wie ein fruchtbares Feld -
    Wenn es nicht kultiviert wird,
         so gibt es keinen Weg Erleuchtung zu erlangen.
    Ohne untätig zu verweilen,
         wo es doch ein großes Ziel zu verwirklichen gibt,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  30. Meine eigenen Gedanken sind wie die Dummheiten eines Affen -
    Wenn sie nicht bewacht werden,
         so gibt es keinen Weg, schmerzliche Gefühle zu vermeiden.
    Ohne unbeherrscht zu handeln wie ein Verrückter,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  31. Das Ich ist wie ein natürlicher Schatten -
    Wenn es nicht losgelassen wird,
         so gibt es keinen Weg, einen Ort wirklicher Freude zu erreichen.
    Ohne mich mit dem Feind anzufreunden,
         wenn er in meinen Händen ist,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  32. Die fünf Gifte sind wie heiße Gluten in der Asche -
    Wenn sie nicht ausgelöscht werden,
         so kann man nicht im natürlichen Zustand des Geistes verweilen.
    Ohne giftige Schlangenbabies in meinen Taschen zu züchten,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  33. Dieser Geistesstrom ist wie die harte Haut eines Butterbeutels -
    Wenn er nicht gezähmt und besänftigt wird,
         so können der Geist und das Dharma sich nicht vermischen.
    Ohne dieses von selbst geborene Kind zu verziehen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  34. Diese tief verwurzelten schlechten Gewohnheiten
         und karmischen Muster
         sind wie die starke Strömung eines Flusses -
    Wenn sie nicht abgeschnitten werden,
         so ist es unvermeidlich, gegen das Dharma zu handeln.
    Ohne meinen Feinden Waffen zu verkaufen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  35. Diese Ablenkungen sind wie endlose Wellen -
    Wenn sie nicht aufgegeben werden,
         so gibt es keinen Weg, Stabilität zu entwickeln.
    Ohne mich Samsara hinzugeben, wenn ich frei wählen kann,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  36. Der Segen des Guru ist wie der Frühling,
         der Erde und Wasser erwärmt -
    Wenn er mich nicht durchdringt,
         so gibt es keinen Weg die Natur des Geistes kennenzulernen.
    Ohne einen großen Umweg zu nehmen,
         wenn es doch eine Abkürzung gibt,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  37. Dieses Retreat in der Einsamkeit
         ist wie der Sommer an einem lieblichen Platz voller Heilkräuter -
    Wenn ich nicht hier bleibe,
         so gibt es keinen Weg, daß gute Eigenschaften entstehen.
    Ohne in die dunklen Städte zurückzukehren,
         wenn ich hoch oben in den Bergen bin,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  38. Dieses Verlangen nach Vergnügen
         ist wie ein unheilsamer Geist im Haus -
    Wenn ich davon nicht frei bin,
    so werde ich nie aufhören, Leiden zu schaffen.
    Ohne einem gefräßigen Dämonen
         Opfer wie meinem Yidam darzubringen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  39. Achtsamkeit ist wie das Schloß eines Festungstores -
    Wenn sie fehlt,
         kann man die Bewegungen der Illusionen nicht aufhalten.
    Ohne zu vergessen das Tor zu verschließen,
         wenn der Dieb doch mit Sicherheit erscheinen wird,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  40. Die wahre Natur ist unwandelbar wie der Himmelsraum -
    Solange sie nicht verwirklicht wird,
         lassen sich Zweifel in Bezug auf die Sicht nicht vollständig klären.
    Ohne mich von Theorien fesseln zu lassen,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  41. Das Bewußtsein ist wie ein makelloser Kristall -
    Solange es nicht erkannt wird,
         kann absichtsvolle Meditation sich nicht auflösen.
    Ohne nach jemand anderem zu suchen,
         wenn es doch diesen untrennbaren Gefährten gibt,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  42. Das Antlitz des natürlichen Geistes ist wie das eines alten Freundes -
    Wenn es nicht erkannt wird, so führt alles Tun nur in die Irre.
    Ohne mit geschlossenen Augen in der Dunkelheit herumzutasten,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  43. In Kürze, ohne die Beschäftigungen dieses Lebens loszulassen,
    Gibt es keinen Weg, die heiligen Lehren nach dem Tod zu verwirklichen.
    Indem ich mich entschlossen habe, zu mir selbst freundlich zu sein,
    Möge ich wirklich das wundervolle Dharma praktizieren.

  44. Möge ich nicht falsche Sichtweisen in Bezug auf den Guru haben,
         der mir Anweisungen in Einklang mit dem Dharma gegeben hat.
    Möge ich nicht das Vertrauen in den Yidam verlieren,
         wenn ich Schicksalsschläge erfahre.
    Möge ich nicht die Dharma-Praxis aufgeben,
         wenn die Umstände schwierig sind.
    Mögen keine Hindernisse auftreten
         beim Verwirklichen des Erwachens.

  45. All diese Aktivitäten sind so sinnlos
         wie das Herumwandern in einer Wüste.
    All dieses Bemühen macht meinen Geistesstrom nur noch rigider.
    All dieses Denken verstärkt nur meine Illusionen.
    All diese Weitergabe des Dharma an weltliche Menschen
         ist nur die Ursache weiterer Fesseln.

  46. So viel Aktivität - es bringt nichts.
    So viel Denken - es ist sinnlos.
    So viel Verlangen - es ist Zeitverschwendung.
    Indem ich dies alles aufgebe, möge ich fähig sein,
         in Einklang mit den Anweisungen zu praktizieren.

  47. Wenn ich etwas tun will,
         so möge Buddhas Lehre mein Zeuge sein.
    Wenn ich etwas tun will,
         so möge mein Geistesstrom sich mit dem Dharma vermischen.
    Wenn ich etwas verwirklichen will,
         so möge ich die Lebensgeschichten der alten Meister lesen.
    Was ist der Sinn von anderen Dingen? Du verzogenes Kind!
    Nimm einen niedrigen Sitz ein und werde reich an Zufriedenheit.
    Streng dich an, frei von den acht weltlichen Sorgen zu werden.

  48. Möge der Segen des Guru mich durchdringen,
    Möge meine Verwirklichung dem Himmelsraum gleichwerden.
    Gebt Euren Segen, so daß ich Kuntuzangpo's Thron erreiche.

Niedergeschrieben von Jigdral Yeshe Dorje (Dudjom Rinpoche) für seine eigenen Gebete, als eine Zusammenfassung des tiefen Sinns der Vajraworte der Ermahnung der alten großen Meister.
                                                                                             Lhasa, 1924.

 



Dies wurde dargebracht mit Gebeten für den fortwährenden Segen von S.H. Dudjom Rinpoche, Jigdral Yeshe Dorje, und für ein langes Leben seiner Emanation  -  zum Wohle aller Wesen.

Ins Englische übertragen von Bhakka Tulku Rinpoche und Constance Wilkinson.

Sarva Mangalam.

 

Dudjom Rinpoche
Yigdral Yeshe Dorje

Bild: Dudjom Rinpoche

Der große tibetische Meister Dudjom Rinpoche (Jigdral Yeshe Dorje, 1904-1987) wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Verwirklichung und seines umfassenden Wissens zu seinen Lebzeiten als das spirituelle Oberhaupt der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus angesehen.

Vor seiner Flucht ins Exil lehrte er als Linienhalter von Mindroling vorwiegend in Zentraltibet, und in Klöstern in Lamaling und in den Regionen Kongpo und Puwo. Später gründete er außerhalb Tibets u.a. die folgenden Zentren und Gemeinschaften: Zangdok Palri in Kalimpong, Dudul Rabten Ling in Orissa, Klöster in Tsopema and Boudhnath, die Retreat-Zentren Urgyen Samye Choling in Frankreich und mehrere Yeshe Nyingpo Zentren in den USA.

Yigdral Yeshe Dorje wurde am 10. Juni 1904 in Pemako in Südost-Tibet in einer privilegierten Familie geboren und bald als die Wiedergeburt von Dudjom Lingpa (1835-1904) erkannt, einem 'Schatzfinder' (Tertön), der zahlreiche 'verborgene spirituelle Lehren' (Termas) im Zusammenhang mit der Vajrakilaya Praxis entdeckt hatte.

Dudjom Rinpoche begann seine Ausbildung zunächst bei Khenpo Aten und ab dem achten Lebensjahr bei Ögyen Chogyur Gyatso, einem Schüler des berühmten Patrul Rinpoche. Später studierte er bei allen großen Lamas der Nyingma-Schule und auch bei vielen bedeutenden Lehrern anderer Schulen.

Dudjom Rinpoche war ein bedeutender Tertön, dessen entdeckte Termas auch heute noch weithin gelehrt und praktiziert werden. Insbesondere aber war ein herausragender Dzogchen-Meister und viele andere Lamas schickten ihm ihre eigenen Schüler für die direkte Herz-Geist-Übertragung. Als außergewöhnlich und unverzichtbar für westliche fortgeschrittene Schüler und Schülerinnen des Vajrayana gelten Dudjom Rinpoches Kommentare zum Dzogchen in dem Buch:
      Die Klausur auf dem Berge, Theseus Verlag, Berlin, 1994.

Und neben all diesen Aktivitäten war Dudjom Rinpoche noch einer der größten Gelehrten seiner Zeit mit einem enzyklopädischen Wissen und er schrieb über Themen wie Dichtung, traditionelle tibetische Medizin, Geschichte und Philosophie. Auf den Wunsch des Dalai Lama verfaßte er auch ein Werk über die politische Geschichte Tibets.

Er starb am 17. Januar 1987 in der Dordogne in Frankreich und wurde in einem Stupa in Bodhanath bei Kathmandu, Nepal, beigesetzt.

Der am 9. Oktober 1990 geborene junge Tulku Tenzin Yeshe Dorje wurde vom Dalai Lama als die Wiedergeburt von Dudjom Rinpoche erkannt und bestätigt -
siehe:   http://isis.infinet.com/rinpoche/dudurei.htm

 

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