Thomas O. Höllmann,
 
Abscheu -
Politische Gedichte aus dem alten China
 


164 S., EUR 12.00, ISBN: 978-3-906050-64-5,
roughbooks 051, München, 2020.


Rezension: ©opyright 2020, Ulm, Munish B. Schiekel.
Veröffentlichung in der Zeitschrift
'Ursache \ Wirkung' Heft 116 (2/2021), S. 95.
Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmingung von 'Ursache \ Wirkung'.

Gedichte aus dem alten China erfreuen seit Jahren immer mehr Menschen des Westens. Hier sind wir unseren kundigen Übersetzern zu großem Dank verpflichtet. Von Richard Wilhelm (I Ging, Zhuangzi, u.v.m.) über Wilhelm Gundert (Lyrik des Ostens, Bi-yän-lu, u.v.m.) bis hin zu Hans-Günter Wagner (Die Lyrik des Chan-Buddhismus) sind wir mit großen Schätzen der antiken chin. Kultur beschenkt worden.

Was uns angesichts dieser großartigen Werke jedoch häufig nicht hinreichend deutlich wird, das ist, daß all dies Schöne vor einem Hintergrund unendlichen Leidens des chinesischen Volkes stattfand. Die 1. Edle Wahrheit des Buddha, die Wahrheit vom Leiden, durchzieht die chinesische Geschichte wie ein ununterbrochener blutroter Faden:
ständige Kriege mit den Nomaden-Völkern im Norden, Bürgerkriege durch rebellierende Militärs, regelmäßige Hungeraufstände nach Mißernten, Ausplünderung der verarmten Landbevölkerung durch brutale Steuerlasten, Korruption und obszönes Luxusleben einer kleinen Adelsschicht, strenge staatliche Zensur und Überwachung, ...
Da mehr als 90% der chin. Bevölkerung Analphabeten waren, finden sich auch nur wenige schriftliche Zeugnisse zum Leben dieses Teils der Gesellschaft.

Umso mehr dürfen wir daher jetzt dem Sinologen Thomas O. Höllmann (LMU München und Bayer. Akad. d. Wissenschaften) danken, daß er uns mit seinem kleinen Büchlein

                Abscheu - Politische Gedichte aus dem alten China

einen Blick auf diesen Hintergrund der chin. Kultur eröffnet. Höllmann hat im Frühjahr 2020 während des ersten Corona-Lockdowns 60 politische chin. Gedichte herausgesucht und übersetzt und schrieb dazu: "Um mich von wichigeren Dingen abzulenken, habe ich in den letzten Wochen einige antike politische Gedichte aus dem Chinesischen übersetzt."
Einige seiner Autoren sind bei uns bereits bekannt und beliebt, wie Han Shan, Li Bo und Du Fu, viele andere sind unbekannt oder sogar anonym.

Hier ein kleines Beispiel: Glanz und Elend von Cao Song (879):
 
                Krieg überzieht
                das ganze Land.
                Kein Holz, kein Halm,
                nur noch Kümmernis
                unter den Menschen.
                Vergiss das ganze
                Aristokratengeschwätz!
                Der Ruhm eines Feldherrn
                gründet ohnehin nur auf Berge
                modernden Gebeins.
 

Die Gedichte präsentiert uns der Verlag zweisprachig. Sie sind graphisch schön gesetzt, links mit den chinesischen Schriftzeichen und rechts in der deutschen Übersetzung.

 

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