Die Legenden der 84 Mahasiddhas -
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Ein historisch schönes Beispiel für die dem Buddhismus innewohnende Innovationkraft ist die Entstehung des buddhistischen Tantra etwa im 5. Jh. in Bengalen. Zu dieser Zeit befand sich in Nālandā, im heutigen Bundesstaat Bihar, die größte buddhistische Kloster-Universität Indiens mit zeitweise 1.000 Gelehrten. Historisch betrachtet, haben große monastische Einrichtungen bei ihren Mitgliedern immer wieder zu Dünkel und anderen psychologisch problematischen Erscheinungen geführt. Als eine Gegenreaktion entstand die tantrische Bewegung, die von wandernden Laien-Yogis und -Yoginis, sog. Siddhas, getragen wurde und Menschen aller sozialer Schichten umfasste.
Der tantrische Ansatz ist es, die Geistesgifte nicht zu unterdrücken, sondern sie zu
erkennen und ihre starken Energien zur geistigen Befreiung zu nutzen. So können alle
menschlichen Erfahrungen in den spirituellen Weg integriert werden, ob dies nun eine
gelebte Sexualität war oder eine schwere Krankheit ist. Im 12. Jh. schrieb der indische Gelehrte Abhayadatta Sri die Hagiographien von 84 Mahasiddhas als Archetypen tantrischer Lebenswege auf, kurz bevor der Buddhismus in Indien seinen Niedergang erlebte. Die tantrische Tradition überlebte in den tibetischen Nyingma- und Kagyu-Schulen bis heute. Keith Dowman, ein bekannter Tibetisch-Übersetzer, gibt zunächst eine gute und umfangreiche Einführung in die Welt des indischen Tantra. Im Hauptteil des Buches veröffentlicht er 54 Geschichten, die er aus dem Tibetischen sehr lebendig übersetzt hat. Dazu kommen die außergewöhnlichen Illustrationen von Robert Beer, die auf ihre Weise die große Freiheit und Kreativität des Tantra ausdrücken. Dieses wunderbare Buch war lange vergriffen, jetzt ist es wieder da – welche Freude. |
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