Thich Nhat Hanh,
Der Duft von Palmenblättern,

Erinnerungen an schicksalhafte Jahre.


Aus dem Englischen von Irene Knauf.
Gebundene Ausgabe, 219 Seiten, DM 38,00,
Freiburg, Herder spektrum, 2000, ISBN: 3-451-27445-0.

Rezension:  Munish B. Schiekel, InterSein 18/2001, S.26.

©opyright 2001, InterSein und M. B. Schiekel.
Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung von InterSein.

Der vietnamesische Chan-Meister Thich Nhat Hanh, kurz Thay genannt, ist nun im Alter ein weltberühmter und verehrter buddhistischer Meister. Da könnten wir leicht auf den Gedanken verfallen, ihn auf ein goldenes Podest zu stellen, und womöglich noch uns selbst daneben. Viel hilfreicher und auch berührender ist es jedoch, wenn wir Thay bitten, uns etwas über sein Leben zu erzählen, und gerade auch über die schweren Zeiten seines Lebens.

Erfreulicherweise hat der Herder-Verlag jetzt in deutscher Übersetzung Tagebuch-Aufzeichnungen von Thay aus den Jahren 1962-1966 herausgegeben. Wir erfahren von Phuong Boi ('Duft der Palmenblätter'), einem Waldkloster in den Bergen Zentralvietnams, das Thay mit Freunden gründet, nachdem ihm die buddhistische Orthodoxie in Südvietnam alle Türen versperrt hatte. Wir folgen ihm 1962 zu wissenschaftlichen Studien an die Columbia Universität in New York, hören von schönen und schmerzlichen Erfahrungen in der so fremden Kultur und vom Heimweh nach Vietnam. Doch dann kehrt Thay 1964 wegen des eskalierenden Krieges vorzeitig zurück nach Saigon, wo er die 'Schule der Jugend für Soziale Dienste' gründet und die buddhistische 'Van-Hanh-Universität', und und und ...
Die Aufzeichnungen enden 1966, als Thay Vietnam verlassen muß, da sein Leben von beiden kriegführenden Parteien aufs höchste bedroht wird. Und obwohl dieses Buch von schweren Zeiten erzählt, ist es doch kein Kriegsbuch, sondern ein Friedensbuch und handelt von der Freundschaft zu Bäumen, Menschen, Wolken, ...

Irene Knauf hat das Buch feinfühlig und schlicht und schön in die deutsche Sprache übertragen, was das aufmerksame Lesen zu einer besonderen Freude macht. Dies war Irenes letztes Übersetzungsprojekt - sie starb im Nov. 2000 (s.a. Lotusblätter 1/2001, S. 12-15).
Zu dem folgenden Gedicht von Thich Man Giac (Ly-Dynastie) lege ich meine Hände zusammen und verbeuge mich vor Irene Knauf:

Sag nicht, daß es keine Blumen mehr gebe,
wenn der Frühling vorüber ist.
In der vergangenen Nacht erblühte
mitten im Winter
vorne im Garten ein Pflaumenzweig.

 

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